Schreiattacken von einem Kleinkind können viele Gründe haben. Der wichtigste Schritt ist es, diese Attacken nicht persönlich oder als eigenes Versagen zu sehen. Schreiattacken sind ein Verhalten mit dem ein Kind versucht, etwas auszudrücken, was es auf andere Art und Weise noch nicht ausdrücken kann. In jedem Fall liegt dahinter ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist. Das kann aus einer Überforderung oder einer Unterforderung resultieren. Das kann auch ein Schrei nach Aufmerksamkeit sein.

Da Kinder im Kleinkindalter ihr Verhalten schon um einiges besser regulieren können, als in der ersten 9-12 Monaten als Baby, gilt hier: Möglichst wenig Aufmerksamkeit auf die Schreiattacken legen. Das muss kein komplettes ignorieren bedeuten. Allerdings sollte nicht so ein riesen Brimborium um das Kind gemacht werden, wenn es mal schreit. In den meisten Fällen ist es nämlich genau das, was passiert: Die Eltern versuchen das Kind mit ruhigen Worten zu beruhigen, schimpfen, weil das Kind nicht aufhört, versuchen es abzulenken, bieten Alternativen an, versprechen den großen Ausflug am WE, falls das Kind aufhört, kaufen ein neues Spielzeug im Einkaufsladen oder geben nach, obwohl sie doch eine Regel konsequent einhalten wollten. (Manchmal passiert das alles hintereinandern). Die Schreiattacke hat für das Kind also ganz viele Vorteile. Und eines der größten Vorteile, ist die viele Aufmerksamkeit, die ihm auf einmal zu Teil wird.


Eine der wichtigsten Erkenntnisse in der Begleitung von Kindern sollte folgendes sein: Jede Art von Aufmerksamkeit (positive wie negative) verstärkt ein Verhalten. Je mehr Aufmerksamkeit du also deinem Kind schenkst, dass sich gerade schreiend auf den Boden geworfen hat, desto wahrscheinlicher wird es, dass es dieses Verhalten öfter zeigen wird.
Je mehr dein Kind lernt, dass es seine Ziele auch aus der Ruhe heraus erreicht, desto mehr unterstützt du dein Kind, bessere Optionen zu finden, um sich zu regulieren, zu kommunizieren und Ziele zu erreichen.


Schreien hat natürlich trotzdem immer einen Grund. Doch wenn die Erregungslage deines Kindes so hoch ist, wirst du keine Lösung finden. Dann ist das einzige, was du tun kannst, Ruhe bewahren und nicht so viel Aufmerksamkeit reingeben. In einem ruhigen Moment kannst du, oder ihr gemeinsam dann schauen, wie es möglich ist, das Bedürfnis, das dein Kind mit seinem Verhalten versucht auszudrücken, auf andere Art zu erfüllen.

Natürlich geht es nicht darum, dein Kind alleine zu lassen, zu ignorieren oder zu vernachlässigen, wenn es deine Hilfe braucht. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, mit Liebe und Souveränität deinem Kind zu helfen, mit weniger Stress, sich selbst zu regulieren. Solange dein Kind schreit und in so einer hohen Erregungslage ist, kannst du ihm (leider) nicht weiterhelfen.